9. Dezember – FREIHEIT

Ich lerne Katinka bei einem Kochprojekt kennen. Sie ist Tschetschenin, hat ein feines, hübsches Gesicht, und ich mochte sie von Beginn an. Ihr Mann wurde gefoltert und ist psychisch krank. Katinka ist diejenige, die die Familie zusammenhält. Als das Heim in dem sie wohnten, aufgelöst wird, findet sie mit ihrer Familie eine Wohnung in Wien. Katinka hat ihren Mann nie geliebt, er kümmerte sich nie um die Kinder. Sie findet ihr Leben und auch sich selbst langweilig, sie hat eine Ahnung, dass es da vielleicht noch etwas anderes im Leben geben könnte und überlegt sich scheiden zu lassen. Irgendwie träumt sie von einer romantischen Liebe und einem harmonischen Familienleben – es sind die Träume, die man ihr in ihrem Land als Frau zugestanden hatte. Ich versuche ihr zu erklären, dass sie ein freier Mensch ist, sich frei entscheiden kann, aber ich merke, dass sie damit nicht viel anfangen kann. Sie kennt keine Freiheit. Ich muss mir etwas anderes einfallen lassen. Vielleicht gehe ich einmal mit ihr in die Oper, oder ins Theater. Es wird Zeit brauchen, bis sie versteht, was ich meine.

Weil man manches nicht erklären kann, sondern spüren muss

#WirhabenPlatz #MutzurMenschlichkeit